Noch nie habe ich mir mehr gewünscht, dass ein Vorurteil stimmen würde, als an diesem Montagabend im Oktober. Während sich die Temperatur langsam dem Gefrierpunkt nähert, befülle ich einen Schlauchkorb. Zum dritten Mal an diesem Abend und es wird nicht das letzte Mal sein. Währenddessen beschlägt das Visier meines Helmes und ein kleiner Schweißtropfen bahnt sich den Weg in meinen Nacken. „Du bist zur Freiwilligen Feuerwehr gegangen? Die treffen sich doch nur ein Mal im Monat zum Bier und Schnaps trinken.“ wurde mir häufig entgegnet, als ich von meinem neuen Hobby berichtete. Wäre es doch nur so. Stattdessen liegen etliche Übungsabende hinter mir und den anderen 19 Kameraden aller Wehren aus dem Amt Eiderkanal. Und so viel steht fest: Bier und Schnaps trinken war nicht der Schwerpunkt der Ausbildung. Unter großen Mühen haben die Ausbilder es geschafft, trotz strenger Hygieneauflagen, einen spannenden und abwechslungsreichen Lehrgang auf die Beine zu stellen. Während der 15 Übungsdienste wurden uns Lehrgangsteilnehmern die Grundlagen des Feuerwehrhandwerks näher gebracht. Rechtskunde, Gefahrenanalyse, Technische Hilfe und die dazu zur Verfügung stehenden Gerätschaften waren nur einige Themen. Den Schwerpunkt bildete aber das Thema Brandbekämpfung. Je näher die Abschlussübung kam, um so häufiger wurden Schläuche ausgerollt und gekuppelt, Saugleitungen in offenen Gewässern versenkt und Löschangriffe geprobt. Dabei kam Mancher sicher an seine Grenzen, aber immer dann war ein anderer Kamerad zur Stelle, um mit ein paar schnellen Handgriffen zu helfen und die Aufgabe gemeinsam zu meistern. Auch das ist Feuerwehr. Egal ob aus Osterrönfeld, Schacht-Audorf, Schülldorf, Bovenau, Ostenfeld, Rade oder Haßmoor, egal ob mit 17 Jahren kurz vor dem Übertritt von der Jugendfeuerwehr in die aktive Wehr oder als spätberufener Endfünfziger, alle Lehrgangsteilnehmer bildeten nach kürzester Zeit ein tolles Team und bewiesen, wie gelebte Kameradschaft aussehen kann. Diese Erfahrung macht schon jetzt Lust auf spätere, gemeinsame Einsätze mit den unterschiedlichen Wehren. Den Abschluss des Lehrgangs bildete eine umfangreiche Abschlussübung. Nach einer kurzen Anfahrt zu einem gemeldeten Dachstuhlbrand galt es, einen Löschangriff aufzubauen und die Wasserversorgung aus einem offenen Gewässer sicherzustellen. Dank der intensiven Vorbereitung saß jeder Handgriff und so konnte die Kreiswehrführung am Ende des Abends jedem der 19 Lehrgangsteilnehmer zum bestandenen Lehrgang gratulieren. Und was ist nun mit Bier und Schnaps trinken, mag mancher sich fragen. Hier gilt es bei der Feuerwehr wie in vielen anderen Bereichen derzeit, Schwerpunkte zu setzen und die sind nun mal „Retten, Löschen, Bergen, Schützen“.
Autor: Jan-Florian Schaffeld